Wallfahrtsort Ottbergen

Ein zentraler Wallfahrtsort der Region Hildesheim ist der Ort Ottbergen. Die Le­gende erzählt von einem Schäfer, der Ende des 17. Jahrhunderts auf dem kleinen Berg bei Ottbergen eine Kreuzeserscheinung hatte, die der damalige Pfarrer, Johann Erasmus Glontz (1696-1721), zum Anlass nahm, in Ottbergen eine Kapelle zu errichten und jeweils am Fest Kreuzerhöhung durch eine Andacht dieser Erschei­nung zu gedenken. Damit knüpfte er an die Hildesheimer Tradition der Kreuzverehrung an, die sich u. a. im Bernwardkreuz oder in der Gründung des Heilig-Kreuz-Stiftes zeigte. Als 1714 in Ottbergen und Umgebung die Pest wütete, kamen viele Gläubige auf den „Kreuzberg“. Die Besucherzahl stieg so immens an, dass die kleine hölzerne Kapelle bereits 1726 durch eine steinerne ersetzt werden musste. Um die Jahrhundertwende ging die Wall­fahrtsbeteiligung erheblich zurück, ehe sie durch die Verleihung eines vierzigtägigen Abl­asses durch Bischof Osthaus am 3. September 1835 sowie die Bewilligung eines vollständigen Abl­asses durch Papst Gregor XVI. am 22. Februar 1837 neuen Aufschwung erlebte. Greifbare Auf­wertung er­hielt die Wallfahrt durch einen Kreuzpartikel, der ab 1836 in der Kapelle ausgestellt wurde, zunächst aufbewahrt in einem bescheidenen Ostensorium und 1888 eingearbeitet in ein großes silbernes Kreuz.

Die Wallfahrt am Kreuzerhöhungsfest verlief im 19./20. Jahrhundert und bis in die 1960/70 Jahre hinein in stets gleicher Form. Am Vorabend des Festtags sowie am Wallfahrtstag ab 5 Uhr morgens gab es eine Beichtmöglichkeit und die Gelegenheit zur euchari­stischen Anbetung. Um 7 Uhr brachte die „Kleine Prozession“ den Kreuzpartikel auf den Kreuzberg, wo eine stille Messe mit Predigt stattfand. Die „Große Prozession“ begann um 9 Uhr in der Pfarrkirche und führte in fei­erlicher Prozession das Allerheiligste mit sich. Liturgischer Höhe­punkt war dann bis in die frühen Nachmittagsstunden die eigentliche Kreuzverehrung. Am Nach­mittag wurde der Kreuzpartikel wieder in die Pfarrkirche zurückgebracht, wobei am Fuß des Kreuzbergs der sakramen­tale Segen erteilt wurde. Mit Festandacht und Te Deum fand die Wallfahrt in der Pfarrkirche ihren Ausklang.

Im Bistumsarchiv finden sich neben den Archivalien zum Wallfahrtsort Ottbergen auch viele Dokumente und Fotos zu weiteren Wallfahrtsorten im Bistum Hildesheim, wie z. B. Germershausen.

BAH, OA I Otterbergen St. Nikolaus, 021

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